
Arbeitsmarktinklusion

Weder die Schule noch die Erziehung können als einzige Vermittlungsinstrumente für grundlegenden Fertigkeiten betrachtet werden, die man benötigt, um den Lebensunterhalt zu verdienen.
Tatsächlich lebt der Mensch nicht vom Brot allein, aber genauso wenig von der Mathematik, der Wissenschaft, oder den neuen Informationstechnologien. Die zentrale Aufgabe ist es, eine Welt zu schaffen, die unserem Leben, unserem Handeln und unseren Beziehungen Bedeutung gibt.
Brunner (1997)
Worin besteht dies?
Der Bereich Arbeitsmarktinklusion wurde 2004 ins Leben gerufen, um Jugendliche mit Behinderung auszubilden. Notwendig war dies, weil es ein enormes Defizit bei politischen Entscheidungen auf lokaler, departamentaler und nationaler Ebene und eine extreme Unzulänglichkeit bei privater und öffentlicher Infrastruktur gab, was die Unterstützung von Menschen mit Behinderung betrifft, insbesondere bei Jugendlichen, die durchaus in der Lage sind zu arbeiten.
Ziel ist, mittels einer Vielzahl direkter Aktivitäten auf die Entwicklung von Fähigkeiten und Fertigkeiten einzuwirken. Auf die Weise sollen durch ein methodisches und systematisches Training die Voraussetzungen geschaffen werden für eine adäquate berufliche Inklusion.
Im Unterschied zur Berufsvorbereitung, wie sie an Förderschulen stattfindet, die auf das Modell der “geschützten Werkstätten” zielt, verfolgt unser Vorgehen ein bedeutungsvolles Lernen. Das bedeutet, Ausgangspunkt sind die Vorerfahrungen und Vorkenntnisse aus dem Leben der Jugendlichen. Gefördert wird die Entwicklung von Fertigkeiten durch ein praktisches Training, bei dem erst in Rollenspielen, später dann in realen Situationen: Zuhause, in der Familie, auf der Straße und anderen sozialen Räumen geübt wird.
Unser Lehrpersonal setzt sich zusammen aus ausgebildeten Psychologen und Pädagogen, die sich mit der Entwicklung von Fertigkeiten befasst haben. Sie arbeiten an der Umsetzung von Modulen, die wir entwickelt und systematisiert haben, jeweils ausgehend von den spezifischen Charakteristiken der einzelnen Jugendlichen.
Ziel
Über ein systematisches und methodisches Training einen Prozess der persönlichen, sozialen und ökonomischen Unabhängigkeit entwickeln und festigen, damit sich persönliche und soziale Fähigkeiten maximal entfalten und möglichst eine Inklusion auf dem Arbeitsmarkt eröffnen.
Module
Der Prozess des Trainings teilt sich in 6 Module:
Modul 1: Personale und soziale Unabhängigkeit
Modul 2: Persönliches und soziales Wachsen
Modul 3: Anwendung und Festigung der sozialen Fähigkeiten in der Gesellschaft
Modul 4: Entwicklung und Umsetzung sozial-beruflicher Qualifikationen in der Gesellschaft
Modul 5: Berufliche Tätigkeit in Praktika mit Supervision
Modul 6: Festanstellung im Beruf
Supervision
Diese Aktivität hat als Ziel, das soziale und berufsbezogene Verhalten der Person mit Behinderung innerhalb der Firma oder Institution festzuhalten. Dazu gibt es einen im Vorfeld strukturierten Zeitplan.
Diese Supervisionen werden monatlich mindestens einmal durchgeführt.
Selbsthilfegruppe
Bei der Selbsthilfegruppe geht es darum, den Teilnehmenden die Möglichkeit zu eröffnen, ihren Gefühlen Ausdruck zu verleihen, sich über Erfahrungen auszutauschen oder verschiedene Themen zu reflektieren, die ihr Leben betreffen. Vor allem aber sollen hier Prozesse zur Orientierung und der Suche nach Lösungen in berufsbezogenen Konflikten initiiert werden, mit denen sie täglich konfrontiert werden. Diese Aktivität wird durch eine Trainerin begleitet. Sie findet zweimal monatlich statt.
Lernausstellung
Zielsetzung ist eine kontinuierliche Evaluierung des theoretisch-praktischen Wissens, das sich die Jugendlichen im Prozess ihrer Ausbildung und des Trainings erwerben.
Die Ausarbeitung und Präsentation von entsprechenden Schautafeln liegt in der Hand der Jugendlichen. Es nehmen aber auch Eltern und Einrichtungen der Sondererziehung teil.
Hausbesuche
Hausbesuche sind ein Schlüsselbestandteil in der Ausbildung, denn sie gestatten, den Lernerfolg in einem realen Kontext zu überprüfen. Außerdem erfahren wir mehr über die Überstützung, die die Eltern leisten und den Grad der Verbundenheit mit der Ausbildung ihrer Kinder.
Elterntreffen
Einmal monatlich veranstalten wir Elterntreffen. Sie bieten Raum für Interaktionen, wo wir informieren, unterstützen, koordinieren und so die Ausbildung der Kinder unterstützen.
Informationsaustausch
Um die Ausbildung ihrer Kinder zu stützen, wird zu Beginn der Ausbildungsphase gemeinsam mit den Eltern ein Zeitplan für Informationsabende erstellt. Thematisch richten sie sich nach den Wünschen der Eltern und sollen Hilfe und Orientierung bieten. Sie werden in etwa alle 40 Tage organisiert.
Offene Workshops
Einmal im Monat bieten wir Workshops an für Jugendliche, die in der Ausbildungsphase sind, solche, die bereits einer beruflichen Tätigkeit nachgehen und für Einrichtungen der Sondererziehung.
Ergebnisse
In den Jahren, die wir mit dem Programm arbeiten haben wir 59 Jugendliche in verschiedenen Firmen unterbringen können, wo sie Tätigkeiten nachgehen wie Bürohilfe, Laufbursche, Reinigungskraft, Gartenbauhelfer, Hilfskellner oder einer selbstständigen Tätigkeit.
